Der legendäre Pirelli Kalender, ‘The CalTM‘ gennant, wird 50 Jahre alt. Diesen runden Geburtstag des Kultobjekts feiert Pirelli mit Jubiläumsshootings von Lindbergh und Demarchelier, sowie einer Geschichtsausstellung im Mailänder Hangar Bicocca. Pirelli Tyre (Suisse) SA feierte dieses Jubiläum am 23. Januar 2014 im Rahmen der Pirelli Night 2014 gebührend. Zur Freude aller Anhänger der Fotokunst wurde der bislang unveröffentlichte Pirelli Kalender des Jahres 1986 herausgegeben. Seine Aufnahmen machte der unvergessene Helmut Newton.
Erstmals veröffentlicht in 1964, feiert der Pirelli Kalender in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Dieses Jubiläum begeht der Konzern mit einer Reihe von Events sowie einem Gala-Abend im Mailänder Zentrum für zeitgenössische Kunst, dem HangarBicocca. Rund 800 Gäste, darunter Geschäftspartner, Journalisten und Sammler aus aller Welt, haben daran teilgenommen.
Im vergangenen Juni setzten in New York zwei Giganten der Fotografie, Peter Lindbergh und Patrick Demarchelier (verantwortlich für „The Cal“™ 1996 und 2002 bzw. 2005 und 2008), Models in Szene, die bereits in jüngeren Ausgaben des Kalenders erschienen. Dazu gehörten Alessandra Ambrosio, Helena Christensen, Isabeli Fontana, Miranda Kerr, Karolina Kurkova und Alek Wek.
Anlässlich des Jubiläums von „The Cal“™ entschied sich Pirelli, für das Jahr 2014 keinen neuen Kalender in Auftrag zu geben. Stattdessen veröffentlicht das Unternehmen erstmals den Pirelli Kalender des Jahres 1986. Der von Helmut Newton fotografierte Kalender erschien damals nicht, sondern wurde seitdem im Geschichtsarchiv des Unternehmens aufbewahrt. Zu verdanken ist seine jetzige Herausgabe auch der Fondazione Pirelli, die den Kalender in langer und sorgfältiger Arbeit restaurierte.
Mit dem Entschluss, den Pirelli Kalender 1986 fast 30 Jahre später zu veröffentlichen, würdigt Pirelli das Jubiläum und nutzt zugleich den glücklichen Umstand, dass die Tagesdaten der Jahre 1986 und 2014 identisch sind.
50 JAHRE „THE CAL“™: DIE GESCHICHTE DES BERÜHMTESTEN KALENDERS DER WELT
„The Cal“™ ist ursprünglich ein Projekt von Pirelli UK Limited, der Tochtergesellschaft des Mailänder Konzerns, der dabei weitgehend freie Hand gelassen wird. Die Engländer suchen nach einer Marketingstrategie, um sich auf dem britischen Reifenmarkt von Wettbewerbern abzusetzen. Daher beauftragen sie im Jahr 1964 den englischen Bildkünstler und offiziellen Beatles-Fotografen Robert Freeman, unter der Leitung von Derk Forsyth, ein für die damalige Zeit völlig neuartiges Projekt ins Leben zu rufen.
So entsteht ein exklusives und anspruchsvolles Verlagsprodukt mit einem künstlerischen und kulturellen Gehalt, der weit über Begriffe wie Mode und Glamour hinausreicht.
Seither dokumentiert „The Cal“™ nicht nur das Verstreichen der Zeit. Zugleich gilt er seit nunmehr 50 Jahren aufgrund seiner Aufnahmen, gemacht von den renommiertesten Fotografen ihrer Zeit, als Vorreiter für neue kulturelle Tendenzen in der Darstellung weiblicher Schönheit.
“The Cal”™ und seine drei Leben
Die Geschichte des Pirelli Kalenders lässt sich in drei Zeiträume gliedern:
Das erste Jahrzehnt von 1964 bis 1974: Anschliessend wurde die Veröffentlichung aufgrund der vom Jom-Kippur-Krieg und der Ölkrise verursachten Rezession für neun Jahre unterbro-chen.
Das zweite Jahrzehnt, von 1984 bis 1994: Es beginnt mit der Neugeburt des Kalenders, der allmählich wieder ins Rampenlicht rückt.
Von 1994 bis heute: Es ist die Zeit der Jahrhundertwende, in der “The Cal”™ zum Kultobjekt wird, der Trends anstösst.
Das Jahrzehnt von 1964 bis 1974
Die ersten Jahre von „The Cal“™ sind geprägt vom wachsenden Erfolg der Beatles, der Rockmu-sik und des Minirocks, aber auch von Jugendprotesten und pazifistischen Bewegungen gegen den Krieg in Vietnam. Der Kalender entwickelt sich von seiner anfänglichen Rolle als „corporate gad-get“ für die wichtigsten Kunden zu einem exklusiven Geschenk für wenige Auserwählte.
Die Models stehen meist noch am Anfang ihrer Karriere. Sie werden vor der Kulisse exotischer Strände und faszinierender Landschaftsbilder abgelichtet. Doch mit der Zeit tritt aus den Hoch-glanzbildern die wahre Berufung des Kalenders hervor, die Ästhetik und Kultur verknüpft. „The Cal“™ soll zu einem Indikator der sich wandelnden Zeit werden. Im Zuge dieser Entwicklung lässt sich Harri Peccinotti 1968 von den Gedichten von Elizabeth Barret Browning, Allen Ginsberg und Ronsard inspirieren. Im Jahr darauf weigert sich derselbe Fotograf, seine Models in Szene zu set-zen. Stattdessen – so sagt er – „raubt“ er ihnen an den sonnigen Stränden Kaliforniens Aufnahmen. Im Jahr 1972 steht erstmals eine Frau hinter der Fotokamera: Sarah Moon. Sie bricht mit ihren Bil-dern einige Tabus der damaligen Zeit.
Die im März 1974 angekündigte Einstellung des Kalenders ruft in den britischen und internationa-len Medien ein noch grösseres Aufsehen hervor, als es „The Cal“™ in seinen Anfängen gelang. Dies belegt den wachsenden Erfolg des Pirelli Kalenders. Im folgenden Jahrzehnt lebt er in einer Reihe von Büchern, gesammelten Werken und Anthologien weiter, die in verschiedenen Sprachen veröffentlicht werden. Das berühmteste Werk über die ersten zehn Jahre von “The Cal”™ er-scheint im Jahr 1975. Das nostalgische Vorwort schrieb der Schauspieler David Niven.
Das Jahrzehnt von 1984 bis 1994
1984 kommt es schliesslich zur lang ersehnten Neugeburt des Kalenders. Leiter des Projekts ist der Art Director Martyn Walsh. Er kehrt zum Ursprung zurück und integriert in die Fotografien von Uwe Ommer auf unauffällige und fast unterschwellige Weise das Hauptprodukt des Konzerns: Rei-fen. An den Stränden der Bahamas, neben wunderschönen Models, die für den Kalender 1984 po-sieren, erscheint eine äusserst rätselhafte Spur: Es handelt sich um das Profil des Pirelli P6, des jüngsten Konzern-Produkts. Die Spur wirkt wie ein leichter Schatten, ein nur angedeutetes, aber allgegenwärtiges Muster. Es ist eine Anspielung auf die Technologie, die jene Epoche prägt.
1987 schafft Terence Donovan den ersten Kalender, der ausschliesslich farbigen Schönheiten ge-widmet ist: Darunter die erst sechzehnjährige Naomi Campbell, die am Anfang ihrer Karriere steht.
Im Jahr darauf lichtet Barry Lategan zum ersten Mal ein männliches Model für den Kalender ab. 1990 gestaltet Arthur Elgort den ersten Pirelli Kalender in Schwarz-Weiss. Er ist den olympischen Spielen und der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl gewidmet.
Von 1994 bis heute
Im Jahr 1993, nach einem Führungswechsel an der Unternehmensspitze, erfolgt eine wesentliche Wende. Pirelli macht international mit einigen äusserst erfolgreichen Werbekampagnen von sich reden. Besonders bekannt sind die Aufnahmen des farbigen Sprinters Carl Lewis in roten Damen-schuhen mit Pfennigabsatz. Der Kalender wird zu einem der wichtigsten Botschafter für das ver-änderte Image des Konzerns. Die künstlerische Leitung des Kalenders liegt nun in der Mailänder Konzernzentrale. Dort fällt der Beschluss, jeglichen Bezug und jegliche Anspielung auf Reifen fal-lenzulassen. „The Cal“™ findet zu sich selbst zurück. Fortan ist der Kalender wieder frei von Ein-schränkungen und Bedingungen und nur dem künstlerischer Ausdruck und dem geschmackvollen Stil verpflichtet.
Denn der internationale Markenname Pirelli steht nicht nur für eine Produktfamilie, sondern assozi-iert zugleich eine Fülle von Werten und Bedeutungen. Dazu gehören insbesondere Begriffe wie In-novation sowie das Streben nach Perfektion, die auch für den Kalender stets ausschlaggebend waren.
Mit einem aussergewöhnlichen Aufgebot an Topmodels schafft Herb Ritts 1994 eine neue Ära von „The Cal“™: Cindy Crawford, Helena Christensen, Kate Moss und Karen Alexander agieren vor der Kamera. Der Kalender mit dem Titel „A Homage to Women“ ist eine Würdigung der „Frauen der Neunziger Jahre und ihren Platz in der Welt: stolze und verführerische Frauen mit innerer Schönheit“. Mehr als je zuvor bilden von nun an das schöpferische Talent der Fotografen und der Zauber der Models den Schlüssel zum Erfolg des Pirelli Kalenders. Die Verbindung zur Welt der Mode und des Glamours wird stärker: Für die Stars des Laufstegs ist ein Foto in „The Cal“™ der sichere Start in die Karriere, und die Konkurrenz zwischen den jungen Models wird immer härter.
Zu den Hauptfiguren aus der Welt des Glamours, die in den letzten Ausgaben des vergangenen Jahrhunderts abgelichtet wurden, gehören unter anderem Christie Turlington und (erneut) Naomi Campbell im Jahr 1995 (Fotos von Richard Avedon), Carré Otis, Eva Herzigova und Nastassja Kinsky in der Ausgabe 1996 (Fotos von Peter Lindbergh), Inés Sastre und Monica Bellucci (das erste italienische Model) im Kalender 1997.
1998 widmet Bruce Weber auch männlichen Stars aus der Film- und Musik-Branche einige Auf-nahmen. Es sind Robert Mitchum, John Malkovich, Kris Kristofferson, B.B.King und Bono.
Die Hauptakteure von Herb Ritts 1999 und von Annie Leibovitz im Jahr 2000 sind Alek Wek und Laetitia Casta.
Das einundzwanzigste Jahrhundert beginnt mit einem Kalender, dessen Fotos von Mario Testino mit Gisele Bündchen und Frankie Ryder in Neapel gemacht wurden. In der Ausgabe von 2002 er-scheinen zahlreiche Schauspielerinnen sowie zwei berühmte Enkelinnen: Lauren Bush (17 Jahre alt, Enkelin des US-Präsidenten George Bush) und Kiera Chaplin (Enkelin des unvergesslichen Charlie Chaplin).
Die Riege der Models für den Kalender 2003, erneut von Bruce Weber aufgenommen, ist beson-ders gross: Neben drei italienischen Frauen (Mariacarla Boscono, Eva Riccobono und Valentina Stilla), agieren international gefeierten Models wie Sophie Dahl, Heidi Klum, Karolina Kurkova und Natalia Vodianova. Hinzu kommen einige männliche Protagonisten aus Kino und Sport: A-lessandro Gassman, Stephane Ferrara, Richie La Montagne.
In 2004, Jahr des vierzigjährigen Bestehens, kreist das Thema des Kalenders um Träume und Sehnsüchte berühmter Frauen wie Catherine Deneuve und Isabella Rossellini. Vertraut wird dabei auf die technologische Kreativität des Fotografen Nick Knight. Die Ausgabe von 2005 inszeniert Patrick Demarchelier, der in seinem „O espirito do Brazil“ an den sonnigen Stränden von Ipanema und Copacabana etablierte Models wie Naomi Campbell und neue Namen wie Adriana Lima ab-lichtet. 2006 ist die Ausgabe des bewährten englisch-türkischen Zweigespanns Mert und Marcus. Sie setzen vor der zauberhaften Kulisse der Côte d‘Azur der sechziger Jahre Frauen von ausser-gewöhnlicher Schönheit und Sinnlichkeit wie Jennifer Lopez, Kate Moss und Gisele Bündchen in Szene. Die Ausgabe 2007 ist wieder den Stars gewidmet. Sophia Loren, Penelope Cruz, Hilary Swank, Naomi Watts und der aufsteigende Stern Lou Doillon werden von den beiden Holländern Ines und Vinoodh Matadin in Kalifornien fotografiert.
2008 steht zum zweiten Mal der Name von Patrick Demarchelier unter The Cal™. Dafür entsteht der Kalender erstmals auf dem asiatischen Kontinent. Aufnahmeort ist Shanghai, die Besetzung eine Mischung aus West und Ost, darunter die chinesische Schauspielerin Maggie Cheung und das Topmodel Doutzen Kroes. 2009 zieht The Cal™ nach Botswana weiter, wo der berühmte Künstler Peter Beard international anerkannte Models wie Daria Werbowy, Lara Stone und Mari-acarla Boscono verewigt. Beard, der dreissig Jahre lang in Kenia lebte, gelingt es wie kaum einem Zweiten, in seinen Aufnahmen den geheimnisvollen Zauber Afrikas zu zeigen.
Mit der Ausgabe von 2010 wird der amerikanische Fotograf Terry Richardson beauftragt. Mit sei-nem provozierenden und unkonventionellen Stil wurde er zum berühmten Enfant terrible. Er foto-grafiert herausfordernde und freche Mädchen wie Miranda Kerr, Lily Cole, Rosie Huntington und Ana Beatriz. Das Jahr 2011 ist vom schöpferischen Genie Karl Lagerfeld geprägt. Der vielseitig begabte Künstler und Ästhet ruft in seinen Pariser Ateliers „Mythology“ ins Leben, einen Kalender, der die Leidenschaft Lagerfelds für Legenden und Mythen der griechisch-römischen Mythologie zum Ausdruck bringt. Zu sehen sind sowohl männliche als auch weibliche Models wie Baptiste Gi-abiconi und Brad Kroenig, sowie die Schauspielerin Julianne Moore. 2012 ist das Jahr von Mario Sorrenti, dem ersten italienischen Fotografen. Für die Produktion von „swoon, Ekstase in Bildern“, wählt er die Szenerie Korsikas. Vor seiner Kamera agieren bedeutende Models wie Milla Jovovich, Kate Moss, Isabeli Fontana.
Schöpfer der Ausgabe 2013 von „The Cal“™ ist Steve McCurry, einer der berühmtesten Fotorepor-ter der Welt. In seinen Aufnahmen stellt er den sozialen und wirtschaftlichen Wandel Brasiliens ge-konnt dar. Zu den Protagonisten, die sich ausnahmslos für Nicht-Regierungsorganisationen, Stif-tungen und humanitäre Projekte engagieren, gehören die brasilianische Schauspielerin Sonia Bra-ga, die Sängerin Marisa Monte, sowie die Models Adriana Lima, Petra Nemcova und Summer Ra-yne Oakes.
1986: DAS JAHR DER ZWEI KALENDER
Seit seinem Entstehen ist der Kalender dank der Intuition von Pirelli UK nur einer kleinen Gruppe von Liebhabern vorbehalten. Sie erhalten ihn als Geschenk. So wurde der Pirelli Kalender ein
symbolträchtiger Gegenstand und Vermittler einer Idee. Sein exklusiver Charakter fördert seine Medienwirksamkeit und macht ihn in kurzer Zeit zum Kultobjekt. 1971 wird „The Cal“™ den Ministern der englischen Regierung, der Königsfamilie sowie einer kurzen Liste bekannter Namen zugesendet. Er ist ein Phänomen, das Entwicklungen prägt und ein starkes Kommunikationsvermögen in sich birgt.
Pirelli Italia erkennt das in ihm steckende Potential und will den Kalender Mitte der achtziger Jahre nach Italien holen. Es folgt eine unternehmensinterne Rivalität. Zwei parallele Projekte, die einander ignorieren. Die Engländer, die seit 1984 unter der Leitung des Art Directors Martin Walsh arbeiten, haben mit ihren eleganten Aktfotos bereits Tabus gebrochen. Nun beauftragen sie den US-amerikanischen Fotografen Bert Stern, bekannt für seine Fotos von Marylin Monroe in einem hauchdünnen Schleier. Seine Karriere beginnt in der Werbebranche, später verewigt er mit seinen Aufnahmen Stars wie Elizabeth Taylor und Audrey Hepburn. Mit dieser Wahl soll ein neues Zeichen in der Entwicklung des Pirelli Kalenders gesetzt werden: die Annäherung an die Welt des Kinos und des Schauspiels.
Pirelli Italia hingegen engagiert Helmut Newton. Der deutsche Fotograf ist bereits eine Berühmtheit. Sein Buch «Big Nudes» macht ihn im Jahr 1981 zu einem der bedeutendsten Vertreter der Bildkultur des zwanzigsten Jahrhunderts. Er macht das Fotografieren von Modeerscheinungen zu einem Status. Er sprengt den Rahmen, indem er aus den Ateliers hinausgeht und seine Models auf der Strasse ablichtet. Seine Fotos sind Sequenzen, die zu Glamour werden. Seine Vorstellung nackter Weiblichkeit, in Schwarz-Weiss abgelichtet, erinnert an klassische Statuen. Und doch geht von ihnen eine starke erotische Wirkung aus.
Schliesslich wird für das Jahr 1986 die Arbeit von Stern gewählt. Newton hatte die Location aus familiären Gründen verlassen müssen. Der von ihm konzipierte und aufgenommene Kalender wird wie ein Familienschmuckstück aufbewahrt in der Erwartung der richtigen Gelegenheit, um ihn zur vollen Geltung zu bringen.
Die Aufnahmen von Stern, auf denen die Models in imaginären Ateliers moderner und zeitgenössischer Künstler spielen und ihre Rolle als sinnliche Musen betonen, stehen im Einklang mit dem Zeitgeist und sind daher typisch für den Kalender.
So entstand eine Ausgabe von „The Cal“™, die das Kaleidoskop von Farben und grafischen Zügen der wunderbaren Achtziger Jahre auf ihre Weise interpretiert: mit einer betonten, aggressiven Nacktheit.
Der Pirelli Kalender 1986 von Helmut Newton: die Geschichte
Als Pirelli Italia im Frühling 1985 Helmut Newton fragt, wie er sich den Kalender vorstellt, verzichtet das Unternehmen auf künstlerische Vorgaben. Lediglich das Produkt von Pirelli soll deutlich auf seinen Aufnahmen zu sehen sein. Dies bedeutete eine Wende. Nicht nur für den Künstler, sondern auch für den Kalender selbst. Denn bis dahin wird das ausdrucksstarke Bild weitab von einer direkten Bezugnahme auf das „core business“ von Pirelli bevorzugt. Fortan gehören auch Reifen mit dem Markennamen Pirelli zum Set des italienischen Projektes.
Bis zu diesem Zeitpunkt standen Werbezwecke im Hintergrund. Sie beschränkten sich auf die Spur eines Reifenprofils im Sand (Uwe Ommer, The Cal 1984) oder auf die Umrisse eines
Gürtelreifens auf den Kleidungsstücken der Models (Norman Parkinson, The Cal 1985). Newton, der das Potential des Kalenders kennt, nimmt die Herausforderung an.
Die ersten Aufnahmen entstehen im Mai anlässlich des Grossen Preises von Monte Carlo, dem Wohnort des Künstlers. Später wird der Set in die Toskana in das Weinbaugebiet Chianti, nach Podere Terreno verlegt. Unter den Reben auf dem Land um Siena findet Newton das richtige Licht für seinen italienischen „The Cal“™. Anhöhen, Zypressen, Bauernhäuser, Betsäulen, Landwirtschaftsmaschinen, eine kleine Tankstelle und mittelalterliche Ansiedlungen bilden die Kulisse für Aufnahmen, die eine spezielle Atmosphäre widerspiegeln, die für den Neoverismus typisch ist, eine Stilrichtung des modernen italienischen Films.
Die Strasse wird zur perspektivischen Fluchtlinie für stattliche Frauen, wie wir sie aus neoveristischen Filmen kennen und die durch Schauspielerinnen wie Silvana Mangano, Lucia Bosé und Sophia Loren berühmt wurden. Die sie beobachtenden Männer haben eine reine Zuschauerrolle.
An Newtons Seite ist stets Manuela Pavesi. Sie ist weit mehr als eine Modedesignerin, die den Geist einer höhnischen und unruhigen Weiblichkeit zum Ausdruck bringt. Ihre Rolle scheint vielmehr zu sein, eine Moralvorstellung in Szene zu setzen. Der Künstler wühlt in seiner Vorstellungswelt, in seinem Verlangen nach Vitalität, die Eros wird. Er ist auf der Suche nach einem sinnlichen Stil, der seine Vorstellung von der italienischen Natur vermittelt. Manuela Pavesi begleitet ihn auf seinem schöpferischen und gestaltenden Weg. Sie teilt mit ihm seinen gewagten und instinktiven Gesichtspunkt, der sich mit seiner aussergewöhnlichen Fähigkeit vereint, herausfordernde Inhalte in ein Hochglanzbild zu verwandeln.
Als Helmut Newton die Location verlassen muss, um wegen einer nicht aufschiebbaren Familienangelegenheit nach Monte Carlo zurückzukehren, übergibt er Manuela Pavesi seinen Fotoapparat, damit sie ihn genau nach seinen Anweisungen in Stellung bringt. Die Aufnahmen macht ihr Assistent Xavier Alloncle, aber die Arbeit, die schon fast beendet war, wird unter der künstlerischen Urheberschaft von Newton abgeschlossen.
Der heute veröffentlichte Kalender berücksichtigt das ursprüngliche Projekt auch hinsichtlich der grafischen Gestaltung. Er präsentiert zwölf Fotos des Meisters in Schwarz und Weiss. Hinzu kommen 29 Backstage-Fotos. Sie bringen den Liebhabern das historische Werk in Schwarz-Weiss zurück, das 1985 in Chianti und Monte Carlo geschaffen wurde.
Die vorliegende, bis heute nie vollständig veröffentlichte Ausgabe, wird dem gestalterischen Ansatz von Newton vollkommen gerecht. Die Fotos erfüllen sein schöpferisches Konzept. Und das Endprodukt wurde gemäss der künstlerischen Anschauung des Meisters herausgegeben.
THIS CALENDAR IS THE RECONSTRUCTION
OF THE 1986 PIRELLI CALENDAR
AS CONCEIVED AND MADE BUT NOT DISTRIBUTED BY PIRELLI.
CALENDAR PHOTOGRAPHS BY:
HELMUT NEWTON
STYLING AND CREATIVE ASSISTANCE
TO THE PHOTOGRAPHER:
MANUELA PAVESI
FOR CHIANTI’S SHOOTING:
MODELS:
SUSIE BICK
ANTONIA DELL’ATTE
BETTY PRADO
MAKE-UP:
FRANCESCO PESENTI
HAIR-STYLIST:
ANTONIO GAZZOLA
PHOTOGRAPHER’S ASSISTANT:
XAVIER ALLONCLE
BACKSTAGE PHOTOS BY:
XAVIER ALLONCLE
GLOBAL PROJECT AND
COORDINATION FOR PIRELLI:
AGENZIA CENTRO
CHIEF EXECUTIVE OFFICER:
RAFFAELLO BARBARESI
CREATIVE DIRECTOR
VALERIO OLIVETO
ACCOUNT DIRECTOR:
FRANCESCO CAMPI
ART DIRECTORS:
MONICA COLNAGHI
SUSANNA FILIPPINI
CARLOTTA GRANDI
THE PIRELLI CALENDAR 1986 IS COPYRIGHT © 1985 PIRELLI.
ALL RIGHTS RESERVED.
PRINTED IN ITALY
DER PIRELLI KALENDER NACH PHILIPPE DAVERIO
Einige Protagonisten der italienischen Industrie vergisst man nicht. Dazu gehört Alberto Pirelli. Er sass beim Versailler Friedensvertrag, der 1919 den ersten Weltkrieg formal beendete, im Wirtschaftsrat. Er war es, der das Institut für Aussenhandel ins Leben rief. Und er war der erste Italiener, der 1908 mit Wright nach Le Mans flog.
Unvergesslich sind aber auch seine Söhne Leopoldo, der an der Unternehmensspitze stand, und der etwas ältere Giovanni. Der Partisanenkommandant und Schriftsteller war mit der ausgezeichneten visuellen Künstlerin Marinella verheiratet, die sich bereits mit Videos beschäftigte, als es noch nicht einmal ein Wort für diese neue Kunstform gab. Es waren Unternehmer, die von der Modernität träumten und Gio Ponti und Pier Luigi Nervi beauftragten, in der unmittelbaren Nachkriegszeit einen der höchsten Wolkenkratzer Europas zu bauen, in dessen obersten Stockwerk ein Unternehmensmuseum eingerichtet werden sollte.
Nicht weniger bedeutend waren die führenden Manager des Konzerns. Für die Mailänder wird Guido Venosta unvergesslich bleiben, verheiratet mit Carla, einer der Hauptvertreterinnen des italienischen Designs. In den Jahren der Nachkriegszeit sass Guido, bekannt für seine feine, aber extravagante Eleganz, in der Unternehmensleitung von Pirelli in London. Er hatte in Oxford und Cambridge studiert und kehrte nach Italien zurück, um den Vorsitz der Italienischen Krebsforschungs-gesellschaft zu übernehmen. Dabei kam ihm seine Erfahrung im englischen fund raising sehr zu Gute. Es scheint der Vorstellungskraft und dem Mailänder Understatement eigen zu sein, überraschende Experimente zu wagen, auch in der turbulenten Welt der Kommunikation. Experimente, die im Laufe der Zeit weitergeführt wurden und heute noch das Unternehmen Pirelli prägen.
Der Kalender ist ein Beispiel dafür: Er entstand an der Themse in den magischen Jahren des Swinging London, als die Haare der Jungen länger und die Röcke der Mädchen kürzer wurden. England hatte die harten Jahre des Wiederaufbaus hinter sich und entdeckte Freiheit und Lebensfreude. Die britische Moralvorstellung befreite sich von der Strenge der upper class. Die Gesellschaft bekam ein jüngeres Gesicht und wurde unvoreingenommener. Das Wort swinging wurde von der unvergänglichen Diana Vreeland geprägt, einer gebürtigen Pariserin aus der amerikanischen High Society, die in New York zu einer bedeutenden Figur von Vogue und Harper’s Bazaar wurde. Aus einem anderen Milieu kam Mary Quant, Tochter eines Lehrerpaars aus dem Bergbaumilieu in Wales. Sie führte in ihrem Laden in King’s Road den Minirock zum Erfolg, der in allen Gesellschaftsklassen zu einem Symbol der Emanzipation wurde.
Heute wird viel darüber gesprochen, wie es zu dieser kurzfristigen Mode kam, die den Männern den Kopf verdrehte und die Uhren der Zeit aus dem Takt brachten. André Courrèges hatte diese Richtung schon vorher eingeschlagen, allerdings im Rahmen der Pariser Modeschauen. Marit Allen präsentierte diese Neuheit im amerikanischen Kino. Doch es waren die Jugendlichen Londons, die den radikalen Geschmackswandel auslösten, nicht die Eleganz der Pariserinnen. Auch der Begriff pop, der sich später zur Pop Art entwickelte, wurzelt im London der späten vierziger Jahre. Er geht auf Eduardo Paolozzi zurück, der zu jener Zeit in der britischen Metropole lebte. Als Sohn italienischer Immigranten in Edinburgh geboren, gründete er mit Richard Hamilton die Independent Group. Die Lebhaftigkeit, mit der dieser gesellschaftliche Wandel im alten Britannien vor sich ging, sorgte im gesamten Westen für einen frischen Wind des Wandels und der Erneuerung.
Jene Jahre spiegeln sich genial in Blow Up von Michelangelo Antonioni wider. Dieser magische und metaphysische Film aus dem Jahr 1966, in dem das Topmodel Verushka mitwirkte, verwandelte die Arbeit des Modefotografen zu einem Mythos der westlichen Welt: Model und Mode wurden zum Synonym. Die Mode war nicht mehr ein Privileg für wenige, sondern einte eine Generation, die ihre Zukunft schmieden und ausleben wollte.
Begriffe wie Swinging London und Singing London stehen auch für die Zeit, als neben den Beatles auch Gruppen wie die Rolling Stones und Pink Floyd populär wurden. Deren Musik, mal sanft, mal psychedelisch, meist ironisch und mitreissend, wurde oft von den ersten Piratensendern ausgestrahlt. Der bekannteste war Swinging Radio England.
Mit der ersten Ausgabe des Pirelli Kalenders wurde Robert Freeman betraut, jener Fotograf, der in seinen Aufnahmen das Image der Beatles feierte.
Der Kalender von Pirelli verstand es, L’esprit du Temps geschickt in sich aufzunehmen und dem Wandel der Zeit zu folgen. 1969 kam nach Woodstock die Hippiekleidung auf und schürte die Illusion einer erfolgten Revolution – wenn auch nicht in der Gesellschaft, so doch wenigstens in den Moralvorstellungen. Die unmittelbaren Auswirkungen zeigen sich auch im Kalender.
Betrachtet man heute seine nun ein halbes Jahrhundert andauernde Entwicklung, wird deutlich: Durch das Wechselspiel von Ästhetik und Blicken stellt der Kalender ein ausgezeichnetes Dokument kultureller Anthropologie dar. Es erzählt den Stimmungswandel nach, die sich ändernde Wahrnehmung nicht nur des Subjekts, sondern der gesamten Welt, in welcher der Fotograf agiert. Intimität, Glamour, ein exotischer Traum, das Entdecken der Beschaffenheit der Natur sowie eine bisweilen fast romantische Verinnerlichung begleiten den unaufhaltbaren Wandel der westlichen Gesellschaft. Dies geschieht nicht nur durch die Moden, sondern auch durch die Darstellung der Models und ihrer Ausdrucksweise. In den sechziger Jahren spürt man einen neuen Wind der Freiheit.
Das darauffolgende Jahrzehnt ist eine Zeit der Verinnerlichung. Die achtziger Jahre sind laut, in den neunziger Jahren tritt die Globalität in den Vordergrund. Das neue Jahrhundert, das sich für keine neue Mission zu entscheiden scheint, ist nostalgisch und verträumt. Der Pirelli Kalender hilft uns, dies in einem Kaleidoskop vor Augen zu halten, in dem Vergangenes und Gegenwärtiges, Entferntes und Nahes miteinander zusammenleben.
Philippe Daverio
INFORMATIONEN ZUM PIRELLI KALENDER
In dem Zeitraum von fünfzig Jahren zwischen 1964 und 2013 nehmen 31 Fotografen insgesamt 40 Kalender auf. Neun Fotografen realisieren jeweils zwei Ausgaben: Harri Peccinotti (1968 und 1969), Brian Duffy (1965 und 1973), Francis Giacobetti (1970 und 1971), Clive Arrowsmith (1991 und 1992), Herb Ritts (1994 und 1999), Richard Avedon (1995 und 1997), Peter Lindbergh (1996 und 2002), Bruce Weber (1998 und 2003), Patrick Demarchelier (2005 und 2008).
Vier Frauen setzen ihren Namen unter einen Kalender: die Französin Sarah Moon (1972), die US-Amerikanerinnen Joyce Tennyson (1989) und Annie Leibovitz (2000), sowie Inez (2007, zusam-men mit Vinoodh).
Zu den Locations: 17 Kalender werden in Europa aufgenommen (sechs in Grossbritannien, sechs in Frankreich, drei in Spanien, zwei in Italien), zehn in den Vereinigten Staaten, vier auf den Kari-ben, fünf in Afrika, drei in Brasilien und einer in China.
25 Ausgaben enthalten Farbfotos, neun Ausgaben Schwarz-Weiss-Fotos (1990, 1996, 1998, 1999, 2000, 2005, 2007, 2011, 2012). Sechs Kalender enthalten farbige und Schwarz-Weiss-Aufnahmen (1997, 2001, 2002, 2003, 2006, 2009).
Artikel und Bücher
Wie jeder Kultgegenstand und jedes erfolgreiche Verlagsprodukt ruft auch der Kalender ein gros-ses Medienecho hervor. Dazu gehören tausende Presseartikel, Backstage-Fotoreportagen sowie hunderte Stunden von Fernsehübertragungen und Interviews mit Fotografen, künstlerischen Lei-tern und Models. Zudem wurden Dutzende von monografischen Werken, Anthologien, CDs und Videos produziert.
Viele dieser Bücher wurden zu beliebten Sammlerstücken und sind heute vergriffen. Zu den be-gehrtesten Stücken zählt „The Complete Pirelli Calendar Book“, 1975 herausgegeben von Pan Books (mit einem Vorwort von David Niven) sowie drei Ausgaben (1988, 1989 und 1993) von „The Pirelli Calendar Album“, veröffentlicht von Pavillon Books und herausgegeben von Derek Forsyth, dem ersten Art Director des Kalenders.
In Italien enthält die reiche Bibliografie zum Pirelli-Cal einige Werke, die bei Rizzoli erschienen. Dazu gehören die kompletten Sammelausgaben von 1997 und 1998 mit Texten von Italo Zannier und Guido Vergani, das Werk „The Cal dagli anni Sessanta al Duemila“ mit Texten von Laura Lau-renzi, sowie das Werk „40 Pirelli Cal“, das 2004 mit einem Vorwort von Francesco Negri Arnoldi bei Rizzoli erschien. Erwähnenswert ist auch das fünfbändige Sammelwerk, das Ende 2006 als Beilage der Tageszeitung Il Corriere della Sera erschien. Eine vollständige Sammlung, „calendario Pirelli 1964-2007”, mit Texten von Edmondo Berselli und Francesco Negri Arnoldi, wird 2007 von Mondadori veröffentlicht.
Ausstellungen und Veranstaltungen
In vielen Ländern war der Pirelli Kalender Gegenstand zahlreicher Ausstellungen, Veranstaltungen und Präsentationen. An Universitäten wurde er zum Thema von Vorlesungen über Fotografie, Gra-fik und Design. Das Victoria and Albert Museum widmete einigen der Szenenbilder und Badebe-kleidungen von „The Cal“™ lange Zeit einen Ausstellungsraum. Die bedeutendste Retrospektive, gestaltet von dem Architekten Gae Aulenti, wurde im Februar 1997 in Venedig (Palazzo Grassi) eröffnet und danach in Mailand (Palazzo Reale) und Genua (Palazzo Ducale) gezeigt. Von dort
aus ging es weiter über drei Kontinente, mit Station in Monte Carlo (Casinò), Brüssel (Musées Ro-yaux d’Art et d’Histoire), Paris (Carrousel du Louvre, Dezember 1998) Buenos Aires (Palais de Glace), San Paolo (MASP) und Tokio (2001), Moskau (Mali Manage, 2005) und Berlin (Berlinische Galerie, 2006).
Anlässlich dieser Ausstellung fanden Galabende an der Tony Shafrazi Gallery (10. Februar 2005) in New York und im Guggenheim Museum (27. April 2007) statt.
Der Präsentation des Dokumentarfilms über den Pirelli Kalender von Dominique Miceli für Paris Premiere wurde ein Abend im Petit Palais von Paris gewidmet (Oktober 2010).
Seit 2006 stellt Pirelli jedes Jahr im „House of Photography“ in Moskau den jeweils aktuelle Kalen-der aus. Die Fotos des Kalenders sind danach oft auch in den persönlichen Ausstellungen der be-teiligten Fotografen zu sehen.
Sammlungen und Wohltätigkeitsversteigerungen
Obwohl der Pirelli Kalender nie verkauft wurde, entstand doch ein blühender Parallelmarkt, auf dem Sammler und Liebhaber des Cals Tausch- und Kaufaktionen vornehmen. Je nach Jahr, Foto-graf und Zustand werden sie mit Preisen bis zu mehreren zehntausend Euro bewertet. Seit Jahren veröffentlicht die „Sunday Times“ eine echte Börse, auf der die seltenen Ausgaben quotiert werden.
Auch Pirelli bot zu bestimmten Anlässen einige Exemplare von „The Cal“ ™ für Versteigerungen zu wohltätigen Zwecken und erzielte dabei beachtliche Erfolge. 1975 versteigerte Christies erst-mals eine komplette Kalenderserie des ersten Jahrzehnts zu wohltätigen Zwecken und erzielte 20.000 Pfund. Damit lag der Kalender über dem Gebot für ein Bild von Andy Warhol, das auf der-selben Versteigerung unter den Hammer kam.
So trägt der Kalender immer wieder dazu bei, Mittel für wohltätige Zwecke zu sammeln und ge-meinnützige Initiativen zu finanzieren.
PIRELLI KALENDER: FOTOGRAFEN, LOCATIONS UND MODELS
1964 Robert Freeman auf Mallorca, Spanien
Jane Lumb, Sonny Freeman Drane, Marisa Forsyth
1965 Brian Duffy in Monaco und der Côte d’Azur, Südfrankreich
Pauline Dukes, Annabella, Virginia, Pauline Stone, Jeannette Harding
1966 Peter Knapp in Al Hoceima, Marokko
Peter Knapp, Shirley Ann, Sue
1967 keine Veröffentlichung
1968 Harri Peccinotti in Djerba, Tunesien
Ulla Randall, Elisa Ngai, Pat Booth, Jill La Tour
1969 Harri Peccinotti in Big Sur, Kalifornien
1970 Francis Giacobetti in Paradise Island, Bahamas
Alexandra Bastedo, Anak, Pegga, Paula Martine
1971 Francis Giacobetti auf Jamaica, Grosse Antillen
Caileen Bell, Angela McDonald, Kate Howard, Christine
Townson, Gail Allen
1972 Sarah Moon in Villa Les Tilleuls, Paris
Suzanne Moncurr, Mick Lindburg, Boni Pfeifer, Inger Hammer, Magritt Rahn, Barbara Trenthan
1973 Brian Duffy in Londra, England
Erica Creer, Sue Paul, Nicki Howorth, Kubi, Nicky Allen, Jane Lumb, Kate Howard, Vida, Penny Steel, Kari Ann, Elizabeth, Vicky Wilks
1974 Hans Feurer auf den Seychellen, Afrika
Eva Nielson, Kim, Marana, Chichinou, Kathy Cochaux
1975 – 1983 keine Veröffentlichung
1984 Uwe Ommer auf den Bahamas, Mittelamerika
Angie Layne, Suzy-Ann Watkins, Jane Wood, Julie Martin
1985 Norman Parkinson in Edinburgh, Schottland
Anna, Cecilia, Iman, Lena, Sherry
1986 Bert Stern in den Cotswolds, England
Julia Boleno, Jane Harwood, Louise King, Deborah Leng, Suzy Yeo, Beth Toussaint, Gloria, Joni Flyn, Caroline Hallett, Samantha, Juliet, Clare Macnamara
1987 Terence Donovan in Bath, England
Ione Brown, Colette Brown, Naomi Campbell, Gillian De Turville, Waris Dirie
1988 Barry Lategan in London, England
Hugo Bregman, Briony Brind, Victoria Dyer, Nicola Keen, Kim Lonsdale, Sharon MacGorian, Nao-mi Sorkin, Carol Straker
1989 Joyce Tennyson in den Polaroid Studios, New York
Lisa Whiting, Nicky Nagel, Dannielle Scott, Brigitte Luzar, Gilda Meyer-Nichof, Kathryn Bishop, Su-san Allcorn, Susan Waseen, Rosemarie Griego, Akura Wall, Gretchen Heichholz, Rebecca Glen
1990 Arthur Elgort in Sevilla, Spanien
Laure Bogeart, Laurie Bernhardt, Christina Cadiz, Anna Klevhag, Florence Poretti, Debrah Saron
1991 Clive Arrowsmith in Frankreich
Alison Fitzpatrick, Lynne Koester, Monika Kassner, Paola Siero, Nancy Liu, Katherina Trug, Jackie Old Coyote, Tracy Hudson, Rachel Boss, Carole Jimenez, Saskia Van Der Waarde, Rina Lucarel-li, Susie Hardie-Bick
1992 Clive Arrowsmith in Almeria, Spanien
Alison Fitzpatrick, Julienne Davis, Judi Taylor
1993 John Claridge auf den Seychellen, Afrika
Christina Estrada, Barbara Moors, Claudie
1994 Herb Ritts auf Paradise Island, Bahamas
Karen Alexander, Helena Christensen, Cindy Crawford, Kate Moss
1995 Richard Avedon in New York, Vereinigte Staaten
Nadja Auermann, Farrah Summerford, Naomi Campbell, Christy Turlington
1996 Peter Lindberg in El Mirage, Kalifornien, Vereinigte Staaten
Eva Herzigova, Natassja Kinski, Kristen McMenamy, Navia, Carre Otis, Tatjanna Patitz
1997 Richard Avedon in New York, Vereinigte Staaten
Honor Fraser, Ling, Cordula, Sophie Patitz, Ines Sastre, Waris Dirie, Anna Klevhag, Monica Bel-lucci, Gisele, Kristina, Tatiana, Irina, Jenny Shimizu, Marie Sophie, Brandy , Julia Ortiz, Nikki Uber-ti
1998 Bruce Weber in Miami, Vereinigte Staaten
Tanga Moreau, Stella Tenant, Milla Jovovich, Charolyn Murphy, Eva Herzigova, Patricia Arquette, Shalom Harlow, Kristy Hume, Elaine Irwin Mellencamp, Georgina Grenville, Kiara, Rachel Roberts, Daryl Hannah. Guests: Dermot Mulroney, Fred Ward, Ewan Mc Gregor, Dan O’Brien, BB King, Sonny Rollins, Bono, Paul Cadmus, Francesco Clemente, John Malkovich, Kelly Slater, Kris Kris-tofferson, Robert Mitchum
1999 Herb Ritts in Los Angeles, Vereinigte Staaten
Chandra North, Sophie Dahl, Karen Elson, Michele Hicks, Carolyn Murphy, Shirley Mallmann, Laetitia Casta, Audrey Marnay, Elsa Benitez, Bridget Hall, Angela Lindvall, Alek Wek
2000 Annie Leibovitz in Rhinebeck, New York, Vereinigte Staaten
Lauren Grant, June Omura, Mireille Radwan-Dana, Laetitia Casta, Alek Wek, Julie Worden, Jacqui Agyepong, Marjorie Folkman
2001 Mario Testino in Neapel, Italien
Gisele Bundchen, Aurelie Claudel, Karen Elson, Rhea Durham, Marianna Weickert, Fernanda Tavares, Angela Lindvall, Ana Claudia Michael, Liisa Winkler, Noemi Lenoir, Frankie Rayder, Car-men Kass
2002 Peter Lindbergh in Los Angeles, Vereinigte Staaten
Lauren Bush, Erika Christensen, Amy Smart, Bridget Moynahan, James King, Shannyn Sossa-mon, Selma Blair, Kiera Chaplin, Brittany Murphy, Monet Mazur, Rachel Leigh Cook, Mena Suvari, Julia Stiles
2003 Bruce Weber im Cilento und in Paestum, Italien
Jessica Miller, Lisa Steiffert, Heidi Klum, Isabeli Fontana, Mariacarla Boscono, Natalia Vodianova, Karolina Kurkova, Sienna Miller, Alessandra Ambrosio, Rania Raslan, Bridget Hall, Sophie Dahl, Eva Riccobono, Yamila Diaz-Rahi, Filippa Hamilton, Valentina Stilla, Enrico Lo Verso, Alessandro Gassman, Tomasino Ganesh, Marcelo Boldrini, Jak Krauszer, Stephan Ferrara, Ajay Lamas
2004 Nick Knight in London, England
Adina Fohlin, Amanda Moore, Jessica Miller, Natalia Vodianova, Karolina Kurkova, Mariacarla Boscono, Esther de Jong, Frankie Rayder, Liberty Ross, Dewi Driegen, Ai Tominaga, Pollyanna McIntosh, Alek Wek
2005 Patrick Demarchelier in Rio de Janeiro, Brasilien
Adriana Lima, Julia Stegner, Michelle Buswell, Erin Wasson, Marija Vujovic, Fillipa Hamilton, Lilia-ne Ferrarezi, Valentina, Diana Dondoe, Isabeli Fontana, Naomi Campbell
2006 Mert and Marcus in Cap d’Antibes, Frankreich
Jennifer Lopez, Gisele Bundchen, Guinevere Van Seenus, Kate Moss, Karen Elson, Natalia Vodi-anova
2007 Inez and Vinoodh in Kalifornien
Sophia Loren, Penelope Cruz, Lou Doillon, Naomi Watts, Hilary Swank
2008 Patrick Demarchelier in Shanghai, China
Maggie Cheung, Agyness Deane, Lily Donaldson, Du Juan, Doutzen Kroes, Catherine McNeil, Mo Wan Dan, Sasha Pivovarova, Coco Rocha, Caroline Trentini, Gemma Ward
2009 Peter Beard in Abu Camp/Jack’s Camp, Botswana
Daria Werbowy, Emanuela De Paula, Isabeli Fontana, Lara Stone, Rianne Ten Haken, Malgosia Bela, Mariacarla Boscono
2010 Terry Richardson auf Bahia, Brasilien
Daisy Lowe, Georgina Stojiljokovic, Rosie Huntington, Eniko Mihalik, Catherine McNeil, Ana Beatriz, Abbey Lee Kershaw, Marloes Horst, Lily Cole, Miranda Kerr, Gracie Carvalho
2011 Karl Lagerfeld in Paris, Frankreich
Bianca Balti, Eliza Sednaoui, Freja Beha Erichsen, Isabeli Fontana, Magdalena Frackowiak, Anja Rubik, Abbey Lee Kershaw, Lakshmi Menon, Heidi Mount, Erin Wasson, Natasha Poly, Lara Sto-ne, Daria Werbowy, Iris Strubegger, Jeneil Williams, Baptiste Giabiconi, Sebastian Jondeau, Brad Kroenig, Garrett Negg, Jake Davis
2012 Mario Sorrenti in Murtoli, Korsika
Isabeli Fontana, Natasha Poly, Saskia De Brauw, Lara Stone, Joan Small, Guinevere Van Seenus, Malgosia Bela, Edita Vilkevictiute, Kate Moss, Milla Jovovich, Margareth Made, Rinko Kikuchi
2013 Steve McCurry in Rio de Janeiro, Brasilien
Isabeli Fontana, Adriana Lima, Sonia Braga, Marisa Monte, Elisa Sednoui, Petra Nemcova, Hanna Ben Abdesslem, Liya Kebede, Karlie Kloss, Kyleigh Kuhn, Summer Rayne Oakes
2014 Feier des 50. Jubiläums des Kalenders in Mailand
Kalender 1986 von Helmut Newton, in Monte Carlo und
Chianti
Antonia Dell’Atte, Susie Bick, Betty Prado
PIRELLI UND KULTUR: EINE ÜBER 140 JAHRE WÄHRENDE GESCHICHTE
Die Unternehmenskultur von Pirelli basiert seit über 140 Jahren auf der Förderung der Forschung im wissenschaftlich-technologischen sowie im humanistischen Bereich. Hinzu kommen der Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen sowie das ständige Engagement für die Gemeinschaft.
Die Beziehung Pirellis zu Innovationen in Forschung und Kunst konkretisierten sich im Laufe der vergangenen Jahre in der Gründung zweier Kulturstätten: Fondazione Pirelli und HangarBicocca. Die beiden sich ergänzenden Einrichtungen erfüllen zwei Aufgaben: Einerseits erhalten und för-dern sie die Unternehmensgeschichte sowie dessen Kultur, andererseits ermöglichen sie eine Öff-nung zu neuen Ausdrucksformen.
Das Engagement von Pirelli für die italienische Kunst und Kultur zeigt sich auch in der Zusammenarbeit des Unternehmens mit einer Reihe von Institutionen. Dazu gehört die Pinakothek Brera und FAI (Fondo Ambiente Italiano, Italienischer Umweltfonds). Im Bereich Musik und Theater kooperiert Pirelli mit dem Theater Franco Parenti, dem Piccolo Teatro Mailand sowie dem Orchestra da Camera Italiana unter der Leitung von Salvatore Accardo.
Eine enge Beziehung zu Kultureinrichtungen pflegt Pirelli auch in anderen Ländern. So ist Pirelli in Brasilien seit zwanzig Jahren Partner der Fotosammlung des Museu de Arte in San Paolo.
Das Mailänder Stadtviertel Bicocca
Das Stadtviertel Bicocca, das sich von einem Industrieviertel zu einem Zentrum des Wissens und der Forschung wandelte, ist ein deutlicher Beweis für die Übergangsphase, in der sich unsere Gesellschaft befindet. In diesem Viertel ist das Engagement von Pirelli für Umgebung und Kultur besonders augenfällig.
Vom Head Quarter in der Mailänder Villa Bicocca degli Arcimboldi bis zur Fondazione Pirelli im HangarBicocca beherbergt das Viertel Bicocca viele Orte und Merkmale, die hunderte von Jahren Geschichte prägten. Heute stehen sie für die neue Identität des Viertels, indem sie zu einer positiven Nutzung und Wahrnehmung beitragen.
Die Geschäftsräume von Pirelli
Die Planung der neuen Büroräume von Pirelli wird 1989 nach einem öffentlichen Wettbewerb Vittorio Gregotti anvertraut. Er beschliesst, den eindrucksvollen, 46 Meter hohen Kühlturm in der Mitte des Gebäudes beizubehalten, der 1950 zur Kühlung des Wassers gebaut wurde. Er hat die Form einer Hyperbel. Sein Durchmesser an der Basis beträgt 32 Meter, an der Spitze sind es 22 Meter.
Das Gebäude des Headquarters, das im August 2003 fertiggestellt wurde, besteht aus einem grossen Würfel mit einer Seitenlänge von 50 Metern. Die Büroräume verteilen sich auf zehn Etagen und sind über offene Gänge mit den Versammlungsräumen verbunden. Im Erdgeschoss des Turms befindet sich ein Auditorium mit 350 Plätzen. Auf dem Dach besteht eine Landemöglichkeit für Hubschrauber.
Der Kühlturm ist das eindrucksvollste Gebäude der Umgebung und Mittelpunkt des Viertels Bicocca. Er symbolisiert den Wandel dieses Stadtviertels.
Die Villa Bicocca degli Arcimboldi
Der Name des Stadtviertels am nordöstlichen Rand von Mailand geht auf die Bicocca degli Arcim-boldi zurück, die „Villa der Wonne“. Sie wird im fünfzehnten Jahrhundert im Auftrag der Mailänder Adelsfamilie Arcimboldi erbaut und von ihr zur Erholung und zur Jagd genutzt. Die Bicocca, im Jahr 1450 inmitten der noch unberührten Landschaft errichtet, ist ein rechteckiges, zweistöckiges Gebäude und ein typisches Beispiel für die Residenzen der damaligen Zeit. Nachdem sie in den Besitz anderer bedeutender Mailänder Familien überging, wird die Bicocca degli Arcimboldi 1917 Eigentum der Familie Pirelli.
Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ist die Bicocca nicht viel mehr als ein Abstellplatz für Ar-beitsgeräte. Nach einer ersten Restaurierung, die 1910 beginnt, wird die Bicocca von Pirelli zu ei-ner „Schule im Freien“ für die Kinder der Arbeiterinnen umfunktioniert und beherbergt zudem Wai-senkinder und Blinde, die Opfer des eben beendeten Ersten Weltkriegs sind. Ab 1920 wird in eini-gen Räumen das Geschichtsmuseum des Unternehmens untergebracht. In der Zeit des zweiten Weltkriegs dient das Gebäude als Kindergarten für die Kinder der Angestellten.
Die Villa wird in den Jahren 1933, 1947 und vor allem 1953 renoviert. Seither ist die Bicocca re-präsentativer Sitz des Konzerns.
Innerhalb des Hauptquartiers von Pirelli ist die Bicocca degli Arcimboldi eines der besterhaltenen Beispiele für die lombardische Architektur des fünfzehnten Jahrhunderts. Dank der Restaurations-arbeiten von 1994 bis 1996 kamen die ursprünglichen Verzierungen wieder zum Vorschein. Ein besonderes Augenmerk gilt der Restaurierung des Graffito, einer typischen Verzierung an Land-häusern und Villen der Lombardei des fünfzehnten Jahrhunderts.
Der Saal mit den bedeutenden Fresken trägt den Namen „Sala delle Dame“ und befindet sich im ersten Stock. Die Fresken zeigen einige Gruppen von Frauen, wahrscheinlich aus der Familie der Arcimboldi, bei der Ausführung ihrer täglichen Tätigkeiten. Die Bicoca ist ein Zeugnis des gesell-schaftlichen Lebens im fünfzehnten Jahrhundert und eines der seltenen Beispiele für die zivile ländliche Architektur dieser Zeit, die noch erhalten sind.
Die Fondazione Pirelli (Pirelli-Stiftung)
Die Fondazione Pirelli befindet sich in einem Gebäude, das „Fabbricato 134“ genannt wird. Das Gebäude aus den dreissiger Jahren bewahrt den Zauber der industriellen Architektur, die das Mai-länder Fabrikgebäude prägte, das seit 1908 das Herz von Pirelli ist. Zu den Aufgaben der 2009 gegründeten Fondazione gehört es, das historische Erbe des Unternehmens zu bewahren und die Unternehmenskultur von Pirelli durch Ausstellungen, Tagungen und verschiedenen Formen der Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen zu fördern.
Das Gebäude der Fondazione Pirelli beherbergt das historische Archiv. Die darin enthaltenen Un-terlagen wurden nach und nach restauriert und sowohl dem Publikum als auch den Forschern zu-gänglich gemacht. Das historische Archiv enthält tausende von Fotografien namhafter Fotografen, die im Laufe der Jahre für Pirelli gearbeitet haben. Dazu gehören Federico Patellani, Ugo Mulas, Arno Hammacher, Gabriele Basilico und Falcio Roiter. Hinzu kommen hunderte von Originalent-würfen und Werbeplakaten bekannter Grafiker wie Riccardo Manzi, Bruno Munari, Bob Noorda, Armando Testa. Zudem befinden sich im Archiv über 300 Film- und Tonbänder seit 1912, aufge-nommen von Regisseuren und Journalisten, die sich später einen Namen machen konnten.
Die Fondazione Pirelli beherbergt ein grosses Originalbild von Renato Guttuso, das Pirelli bei dem Künstler anlässlich der Internationalen Ausstellung von Turin 1961 in Auftrag gab. Die Zeichnung, erst kürzlich restauriert, bildet die Vorlage für das Mosaik „La Ricerca Scientifica“ (Die wissenschaftliche Forschung), das heute eine Wand des Beratungsraumes im ersten Stock des Gebäudes einnimmt.
Derzeit präsentiert die Fondazione Pirelli die Ausstellung „Pirelli und Italien in Bewegung. Forschung und Technologie, der Gürtelreifen erobert den Weltmarkt“. Sie beginnt mit der berühmten Werbekampagne von Pino Tovaglia für den Pirelli Gürtelreifen von 1968. Und sie bietet einen Überblick über die italienische Gesellschaft der sechziger Jahre und den wichtigsten Veränderungen in jener Zeit. In einer Auswahl von Fotos, Originalentwürfen, Filmberichten sowie einer Zusammenstellung der wichtigsten Artikel, die in der Zeitschrift „Pirelli“ veröffentlicht wurden, zeigt die Ausstellung einige der interessantesten Dokumente des Archivs.
HangarBicocca
Entstanden aus der Umfunktionierung eines ehemaligen Industriegebäudes, der Fabrik Ansaldo-Breda, spiegelt der HangarBicocca den städtebaulichen Wandel des gesamten Viertels wider. Es war durch zahlreiche Fabrikgebäude geprägt, darunter jenes von Pirelli. Im Jahr 2004 wurde das Gebäude zum Ausstellungsraum, heute ist der HangarBicocca der Schaffung, Ausstellung und Förderung zeitgenössischer Kunst gewidmet.
Die Fondazione HangarBicocca, bei der Pirelli Gründungsmitglied, Förderer und Unterstützer ist, bekommt im April 2012 Aufwind, als die Räume des Gebäudes vollständig renoviert werden. Heute gehört der HangarBicocca mit seinen 15.000 Quadratmetern europaweit zu den bedeutendsten Ausstellungsflächen für zeitgenössische Kunst. Darüber hinaus stellt er eine in dem Genre einzig-artige Kultureinrichtung dar, die eine neue internationale Programmplanung, die Kostenfreiheit aller Veranstaltungen, die Attraktivität für das Publikum sowie den Dialog mit ihrer Umgebung in den Mittelpunkt ihres Projekts stellt. In den vergangenen eineinhalb Jahren kamen über 240.000 Besucher. Zu verdanken ist dieser Erfolg renommierten Ausstellungen von Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi, Hans Peter Feldman, Wilfredo Prieto, Ilya und Emilia Kabakov, Carsten Nicolai, Tomas Saraceno, Apichatpong Weerasethakul, Mike Kelley und Ragnar Kjartansson.
Das Programm für die Jahre 2013 bis 2015 wurde vom Artistic Advisor Vicente Todolí, von 2003 bis 2010 Direktor des Tate Modern in London, mit dem Herausgeber Andrea Lissoni ausgearbeitet. Es enthält eine Reihe neuer Ausstellungen namhafter Künstler der vergangenen Jahrzehnte, darunter Dieter und Björn Roth, Micol Assaël, Cildo Meireles, João Maria Gusmão und Pedro Paiva, Joan Jonas, Céline Condorelli, Juan Muñoz und Damián Ortega. Die Ausstellungen, die sich durch ihre aussergewöhnliche Gestaltung auszeichnen, sind eine einzigartige Gelegenheit, um die Arbeit und die wichtigsten Werke herausragender Künstler kennenzulernen.
Veranstaltungen für Kinder, Schulen und Studenten machen einen wesentlichen Teil des Projekts von HangarBicocca aus. Die verschiedenen Angebotsformate – HB Kids, HB School, HB Tour, Führungen und Zusammenstellungen von Filmen, die von den Künstlern ausgewählt werden – gewährten ein Spektrum anspruchsvoller Gratisveranstaltungen, die das Publikum einbeziehen und am Leben der Einrichtung partizipieren lassen. Dank der Teilnahme von über 7.000 Kindern und Jugendlichen sowie von 3.600 Schülern und Studenten ist HangarBicocca heute nicht nur ein Ausstellungsraum, sondern eine Institution, die Kultur zugänglich macht.
Die sieben Himmelspaläste von Anselm Kiefer
Die raumspezifische Installation „Die sieben Himmelspaläste“, die für HangarBicocca anlässlich seiner Eröffnung 2004 geschaffen wurde, leitet ihren Namen von den Palästen ab, die in der alten hebräischen Schrift Sefer Hechalot – „Buch der Paläste“ – aus dem 4.-5. Jahrhundert n.Chr. be-schrieben werden. Darin geht es um den symbolischen Weg der spirituellen Einweihung desjeni-gen, der vor das Angesicht Gottes treten will.
Trotz des mystischen Themas aus der Kabbala wählt Kiefer industrielle Materialien und Techniken: Die sieben Türme, die ein Gewicht von jeweils 90 Tonnen und eine Höhe zwischen 14 und 18 Me-tern haben, wurden aus Stahlbeton gefertigt. Als Eckteile wurden Elemente aus Containern ver-wendet. Die Sieben Himmelspaläste stellen das Ziel der gesamten Arbeit des Künstlers dar. Sie fassen seine wichtigsten Themen zusammen und projizieren sie in eine neue Dimension aus-serhalb der Zeit. Sie sind zugleich Deutung der alten jüdischen Religion, metaphorische Darstel-lung der Trümmer nach dem zweiten Weltkrieg, Archäologie einer möglichen Zukunft, von der aus der Künstler uns auffordert, die Ruinen unserer Gegenwart zu betrachten. Jeder der “Sieben Him-melspaläste” endet mit einem Krönungselement und zeichnet sich durch Verzierungen aus, die je nach Thema des Turms unterschiedlich sind.
Islands von Dieter und Bjorn Roth
Die Ausstellung Islands von Dieter und Björn Roth ist im HangarBicocca vom 6. November 2013 bis 9. Februar 2014 zu sehen. Sie zeigt erstmals in Italien über 100 Werke von Dieter Roth (Han-nover, 1930 – Basel, 1998), der in den vergangenen fünfzig Jahren zu einer Leitfigur der internati-onalen Kunstszene emporstieg. Die Präsentation wurde in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Björn organisiert. Auf dem Weg, der durch die Ausstellung führt, werden die Besucher durch das kreative und geniale Universum des Künstlers geführt, der mit seiner Arbeit die Art und Weise, Kunst zu machen und zu betrachten, radikal umwälzte.
Eine geöffnete und funktionsfähige Bar (Economy Bar, 2004-2013), zu der neben dem Tresen auch einige Videos, Zeichnungen, Gemälde, Musikinstrumente und Flaschen gehören, empfängt die Besucher und zieht sie in den unaufhörlichen Fluss von künstlerischem Schaffen und Alltag hinein.
The Floor I (1973-1992) und The Floor II (1977-1998) sind zwei Werke, gestaltet aus den Fussbö-den der isländischen Ateliers des Künstlers. New York Kitchen (2013) zeigt eine echte Küche, die von Roths Team zur Verwirklichung einiger Werke benutzt wurde. Daneben sind zwei über fünf Meter hohe Türme zu sehen: der Zuckerturm (1994-2013) und der Selbstturm (1994-2013).
Gelebtes Leben und Kunst verflechten sich in der Installation Solo Scenes (1997-1998), einem der bekanntesten Werke des Künstlers: auf 131 Monitoren werden Szenen aus dem täglichen und in-timen Leben des Künstlers übertragen, ein offenes Tagebuch fast in Echtzeit seines letzten Le-bensjahres. Die Reihe von Drucken Piccadillies ist eines der originellsten und interessantesten Projekte des Künstlers, das zwischen 1969 und 1974 entstand. Und Reykjavík Slides (1973-1975 und 1990-1998) stellt eine aussergewöhnliche Dokumentation der über dreissigtausend Gebäude der isländischen Hauptstadt bis 1998 dar.
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