MONTE CARLO. Mit dem Cascada verabschiedet sich Opel im Segment der Cabriolets aus der Klasse der Kompakten und prescht eindrücklich in die Mittelklasse vor. Optik, Technik und Motorisierungen wirken dabei ebenso überzeugend, wie die moderate Preisgestaltung.
KLAUS SCHUMACHER
Im Hinblick auf den im nächsten Monat beginnenden Verkauf des jüngsten Opel-Sprösslings kann man mit Fug und Recht die interne Werbezeile „Gestalte deinen Sommer“ gelten lassen. Was die Rüsselsheimer im Komponentenmix aus Astra und Insignia auf 4,70 m Länge, zwei Meter Breite und einem langen Radstand von 2,70 m auf die Räder gestellt haben, macht Eindruck. Kurzum: Keine hinter der B-Säule abgeschnittene Limousine fährt hier vor, sondern ein eigenständiges Modell.
Mit viel Chromzierrat und der markentypischen konvexen und konkaven Formgebung an den Flanken steht er mit flacher Motorhaube vorteilhaft im Wind. Das Heck mit der seitlich bis in die Schlussleuchten reichenden Chromspange bildet den harmonischen Abschluss des Schönlings.
Unter dem elektrohydraulisch innerhalb von 17 Sekunden bis zu einem Tempo von 50 km/h auf Knopfdruck öffnenden oder schliessenden Dach finden vier Personen Platz. Vorne komfortabel, hinten ausreichend, auch wenn es hier mit der Kopffreiheit für gross gewachsene Mitreisende nicht eben üppig bestellt ist.
Strahlt die Karosserie bereits ein gerütteltes Mass an sportlichem Charme aus, so wirkt das in drei Farben lieferbare Textildach wie die Sahnehaube auf dem Schokoladenpudding. Einmal ganz abgesehen von den Kombinationsmöglichkeiten mit den angebotenen zehn Lackfarben lebt die Stoffmütze dank ihrer Struktur. Opel bietet die Überdachung sogar wahlweise in zwei Qualitäten an. Das noch einmal bis zu 33% weniger Geräusche ins Wageninnere vordringende Luxus-Textildach wird dann optional mit 500 Franken in Rechnung gestellt. Allemal eine sinnvolle Investition.
Zeigen Cabriolets bisweilen Schwächen auf, wenn es um das Gepäckabteil geht, so bietet der Cascada den Mitbewerbern aus dem Premiumsegment die lange Nase. Zwischen 280 und 380 Liter Stauvolumen bieten sich, je nachdem ob das Dach offen oder geschlossen ist, an. Damit aber noch nicht genug: Denn auf Knopfdruck links und rechts lassen sich die Sitzlehnen der zweiten Reihe umklappen, um das Zuladungsvolumen bis auf 750 Liter zu vergrössern. Allein auf eine Armlehne müssen die Fondpassagiere verzichten.
Im Innenraum herrscht Astra-Feeling. Hochwertige Materialien sind stimmig verbaut. Ablagemöglichkeiten sind genügend vorhanden. Störend aber die sehr knapp bemessene, beheizbare Glasheckscheibe und das kaum Sportivität vermittelnde Lenkrad mit opulentem Durchmesser. An die Knopf- und Schalterorgie auf der Mittelkonsole muss man sich eben gewöhnen. Doch trübt diese den vorzüglichen Gesamteindruck lediglich marginal.
Einen weiteren Trumpf schütteln die Rüsselsheimer aber aus dem Ärmel, wenn es um das mit aufwendiger Technik an der Vorderachse bestückte Fahrwerk geht. Und weil die Torsionssteifigkeit wahrlich vorbildlich ist, machen sowohl sanftes Cruisen wie auch zügig durchfahrene Kurvenkombinationen ungetrübten Fahrspass.
Den entsprechenden Support erhalten Karosserie und Fahrwerk von den entsprechenden Antriebsaggregaten. Unter ihnen brandneu der 1,6 SIDI Turbo Ecotec, der ebenso mit Spontanität bei der Gasannahme wie mit bescheidenem Verbrauch, bei immerhin 170 PS Leistung glänzt. Als Einstiegsmotor bietet sich der 1,4-Liter-Turbo mit 140 PS an. Drei Zweiliter-Selbstzünder mit einem Leistungsspektrum von 165 bis 195 PS runden die Palette ab.
Ab 34600 Fr. bietet sich der Cascada an. Und selbst wenn man von der einen oder anderen Option Gebrauch macht – beispielsweise Pneus auf 20-Zoll-Felgen – ist man den vergleichbaren Mitbewerbern um einige Tausender überlegen. Keine Frage: Mit dem Cascada poliert Opel weiterhin sein Image auf.