Bangkok / Zürich – Fashion World, November 2025
Was als glanzvolle Feier internationaler Schönheit geplant war, entwickelte sich in Thailand zu einem der turbulentesten Miss-Universe-Finals der letzten Jahre. Der Wettbewerb, der jährlich Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer weltweit fasziniert, steht nach einer Reihe von Vorfällen im Mittelpunkt heftiger Diskussionen – von beleidigenden Kommentaren über organisatorische Missstände bis hin zu moralischen Fragen über den Umgang mit den Kandidatinnen.
Ein Abend, der alles veränderte
Auslöser des Skandals war ein öffentlicher Eklat während einer Pre-Event-Show in Bangkok. Der thailändische Veranstalter Nawat Itsaragrisil, bekannt für seine enge Verbindung zur nationalen Miss-Franchise, beleidigte eine Teilnehmerin vor laufenden Kameras mit abfälligen Worten. Das Video verbreitete sich rasch in den sozialen Medien – Empörung, Rückzüge und Boykottaufrufe folgten. Mehrere Delegierte verließen die Veranstaltung demonstrativ.
Kurz darauf tauchte weiteres Bildmaterial auf: Eine Kandidatin posierte mit einem Kissen, das Werbung für ein Online-Casino zeigte – in Thailand ein sensibles Thema, da Glücksspiel gesetzlich streng verboten ist. Die Miss Universe Organization (MUO) distanzierte sich umgehend und erklärte, die umstrittene Show sei ohne ihre Genehmigung durchgeführt worden.
Konsequenzen und Vertrauensverlust
Die MUO reagierte mit ungewöhnlicher Deutlichkeit: Präsident Raúl Rocha bezeichnete das Verhalten des thailändischen Direktors als „nicht vereinbar mit den Werten von Respekt und Empowerment“. Zwar blieb Itsaragrisil bislang im Amt, seine Rolle wurde jedoch stark eingeschränkt.
Beobachter sprechen von einer der größten Image-Krisen in der Geschichte des Wettbewerbs. Die Miss Universe-Wahl, lange Symbol für Eleganz und Vielfalt, muss sich nun Fragen zu Transparenz, Führungsstil und Markenintegrität stellen. In den sozialen Netzwerken wird diskutiert, ob das Event seinen ursprünglichen Anspruch – Frauen eine internationale Bühne für Stimme und Vision zu bieten – noch erfüllt.
Die Schweizer Kandidatin Naima Acosta bleibt im Rennen
Unbeeindruckt von der Turbulenz bereitet sich Naima Acosta, die amtierende Miss Universe Switzerland 2025, weiterhin auf ihren großen Auftritt vor. Die 25-jährige Zürcherin wurde im September zur nationalen Siegerin gekrönt und gilt als eine der vielversprechenden europäischen Teilnehmerinnen.
Auf ihrer offiziellen Seite betonte sie, dass sie „mit Fokus, Disziplin und positiver Energie“ in den Wettbewerb gehe. Trotz der Schlagzeilen rund um Organisation und Gastgeberland bleibt sie optimistisch: „Ich möchte zeigen, dass Schönheit immer auch Haltung bedeutet.“
Bislang gibt es keine Anzeichen, dass Acostas Teilnahme gefährdet wäre. Ihr Team bestätigte gegenüber Schweizer Medien, dass sie wie geplant in Bangkok antreten wird.
Glamour mit Schattenseiten
Der aktuelle Skandal zeigt, wie empfindlich das Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Ethik im globalen Schönheitsbusiness geworden ist. Was früher ein unangefochtenes Spektakel war, ist heute ein Spiegel gesellschaftlicher Sensibilität: Themen wie Respekt, Diversität und Authentizität sind zum Prüfstein für jede Form öffentlicher Inszenierung geworden.
Miss Universe 2025 könnte damit weniger als Krönung einer Schönheitskönigin in Erinnerung bleiben – sondern als Wendepunkt für die gesamte Branche.