Die Photographie ist das Einfangen von Licht Reflektionen. Ohne Licht gibt es nichts zu fotografieren.
Die Kamera ist ein Gerät das Reflektionen einfängt. Die Kamera regelt die Menge der Reflektionen die ich einfangen möchte entweder automatisch, halbautomatisch oder manuell. In diesem Tutorial möchte ich auf das Licht und seine Charakteristik verschiedene Reflektionen hervorzurufen eingehen. Warum Reflektionen? Wir fotografieren ja nicht die Lichtquelle, (wäre auch der Tod einer jeden Kamera) sondern Gegenstände die das Licht reflektieren. Als People Fotograf geht es hier aber speziell um die Reflektion die Menschen erzeugen.
Wir kennen als einzige natürliche Lichtquelle nur die Sonne. Das Licht der Sonne ist auch die stärkste Lichtquelle die wir kennen. Das Licht der Sonne setzt sich aus verschiedenen Lichtwellen zusammen. Das ergibt die sogenannte Farbtemperatur des Lichtes. Wir haben dafür einen Messwert von 5777 Kelvin. Der gilt für den höchsten Stand der Sonne. Sowie sich der Sonnenstand verändert, ändert sich auch die Farbtemperatur.
Wie wir also einen Gegenstand sehen hängt von dem Stand der Sonne ab. Mittags, also dem Höchststand der Sonne, erscheint er in seiner eigentlichen Farbe, je mehr die Sonne sich neigt umso mehr verändert sich die Farbwiedergabe des Gegenstandes. Fotografen arbeiten gern mit der untergehenden Sonne. Warum? Die Farbtemperatur der Sonne wird bei starker Neigung erst sehr viel wärmer und endet dann in einem kalten Licht. Das liegt an den Lichtwellen. Die Farbtemperatur ändert sich von Warm nach Kalt. Warmes Licht bezeichnen wir wenn es viel Gelb Anteile hat, Kaltes Licht hat überwiegend Blaue Anteile. Physikalisch sind die blauen Lichtwellen die mit der längsten Welle, sie bleiben also am längsten sichtbar und haben die größte Reichweite. Deshalb nutzt die Polizei das Blaulicht als Signal.
In den letzten 2 Stunden des Sonnenuntergangs erleben wir also den Wechsel von Licht das Dinge Gold einfärbt (Golden Hour) bis hin zur Blauen Stunde die allerdings oft nur 10 Minuten dauert. Eine spannende Zeit für Fotografen. Der Sonnenaufgang beginnt in der umgekehrten Reihenfolge von Kalt nach Warm. Allerdings ist die Atmosphäre oft mit sehr viel Feuchtigkeit verschleiert, die Reflektionen wirken dadurch sehr viel zarter und milder. Ein Effekt den People Fotografen sehr gerne nutzen.
Warum ist das wichtig? In der People Fotografie ist die wichtigste Reflektionsfläche die Haut des Menschen. Ihre Reflektion wird das komplette Aussehen des Bildes bestimmen. Es ist die Hauttönung die entscheidet ob ich ein qualitativ hochwertiges Foto bekomme oder nicht. Stimmt die Hauttönung nicht, spricht uns das Bild nicht an. Dann gibt es oft nur eine Lösung, das Löschen aller Farbinformationen, um das Bild in ein Schwarzweiß Bild umzuwandeln. Das rettet zwar das Bild, aber es ist sicher nicht das, was wir ursprünglich wollten.
Was gibt es also zu beachten um eine perfekte Hauttönung schon beim Fotografieren zu erreichen? Photoshop sollte nicht die Instanz sein um meine Arbeiten zu retten, sondern hier sollten sie perfektioniert werden.
Unsere Hauttöne reagieren in ihrer Reflektion am besten auf neutrales Licht in einem Wert von 5600 Kelvin. Erhöhen sich die gelb Anteile im Licht dann verstärken sich die warmen Eigenschaften.
Nehmen die rot Anteile zu sehen die Hauttöne schon sehr kritisch aus. Im Blauen Licht wirken sie sehr krank und abweisend.
Den größten Fehler den man machen kann ist: Stellen sie eine Person auf eine grüne Wiese und machen jetzt ein Bild bei untergehender Sonne. Die Haut wird derart krank aussehen dass die Person sofort Beileids Bekundungen bekommt.
Warum? Die grüne Wiese reflektiert das Licht ebenfalls auf das zu fotografierende Objekt und die Farbtemperatur wird drastisch verändert. Die Haut wird die grüne Reflektion aufnehmen und selbst in Richtung Kamera reflektieren. Das Ergebnis ist ein krank aussehender Mensch.
Als Vergleich dazu. Stellen sie jemanden in eine schöne Herbstlandschaft in ihren Braun, Gelb und Rottönen, dann wird die untergehende Sonne diese Farben verstärken und die Haut die ebenfalls aus diesen Tönen besteht in ihrer Reflektion anreichern. Das Ergebnis ist ein Bild das jeder lieben wird.
Profifotografen verlassen sich natürlich nicht auf die Sonne. In der Profi und Semi Fotografie werden zusätzliche Lichtquellen eingesetzt. Diese sogenannten Blitzgeräte imitieren das Sonnenlicht. Vor allem in der Farbtemperatur von 5600 Kelvin. Das hat verschiedene Gründe, die Sonne strahlt immer nur aus einer Richtung und sie ändert ihre Farbtemperatur je nach Sonnenstand.
Als Fotograf suche ich aber stabile Bedingungen über einen größeren Zeitraum, das zwingt mich zu künstlichen Lichtquellen. Blitzgeräte sind hier die am häufigsten genutzten Lichtquellen. Ein falscher Umgang mit Blitzgeräten produziert allerdings auch Fehler. Denn auch Blitzgeräte können ihre Farbtemperatur ändern. Die physikalischen Eigenschaften und das Verhalten von Licht aus Blitzgeräten sind die gleichen wie bei der Sonne. Lässt man die Reflektionen nicht lange genug in die Kamera, kommen nur die Rot und Blautöne durch, das volle Lichtspektrum bleibt ungenutzt. Das Bild ist dann unterbelichtet und enthält mehr rote und blaue Farbtöne, schlecht für die Hauttonung. Warum?
Wir unterteilen die Menschen in 4 Farbgruppen und zwar unabhängig ob sie hellhäutig oder dunkel sind. Die Haut hat Farbanteile, Pigmente die unterschiedlich reflektieren. Es gibt Menschen die eher Rot reflektieren und Menschen die eher Blau reflektieren. Menschen die Rot reflektieren gehören zu der Gruppe der warmen Farbmenschen und die blauen zu den kalten Farbmenschen. Man merkt es sofort wenn ein kaltfarbener Hauttyp mit warmen Farben in Berührung kommt, die Reflektionen wirken falsch da Eigenschaften verstärkt werden die uns stören und umgekehrt genauso.
In der Fotografie ist es wichtig den richtigen Farbcharakter der Haut zu finden. Neutrales Tageslicht hilft hier grundsätzlich. Bewegt man sich zu stark im warmen Bereich in dem ich Gelbtöne (z.B. durch Goldreflektor) verstärke wirkt das bei einem blauen Hauttyp grünlich, bei einem warmen Hauttyp wirkt es jedoch als Verstärkung. Kalte Hauttöne kann ich viel besser mit silbernen Tönen (Silberreflektor) zum Leuchten bringen. Die Entscheidung welche Seite eines Lichtreflektors ich benutzen sollte ist abhängig vom Hauttyp, für die die sich hier nicht auskennen gibt es neutrale mit Gold Silber gemischte Reflektoren oder man nimmt Weiß.
Alle diese genannten Eigenschaften sind die Regeln der Fotografie. Aber wer die Regeln kennt, der kann auch die Ausnahmen anwenden. Fotografie ist ein kreativer Prozess und wenn sie bewusst entscheiden, dass sie ein Bild mit bestimmten Charakteristika produzieren möchten, dann helfen diese Regeln um zu entscheiden wo und wann dagegen verstoßen werden kann. Ein Verstoß gegen die Regeln kann die Dramaturgie eines Bildes entscheidend verändern. Wenn das Ergebnis dann genau so ist wie es erwartet wird, dann ist es RICHTIG!
Deshalb hier ein Beispiel warum man Regeln auch anders ausnutzen kann:
Ich zeige erst mal ein perfekt belichtetes Bild: Model Jhannet Correa
Dieses Bild habe ich total unterbelichtet.. aber gewollt. Achtet auf die Hauttöne Model Jhannet Correa
Man sieht deutlich wie die Haut das Blaue und Rote Licht reflektiert
Ich weiß aber das man in der RAW Entwicklung bei diesen Werten deutlich 2 Blenden mehr Helligkeit einstellen kann ohne das das Bild ausreißt
Das Ziel ist ein Bildmix aus dem Original und der Nachbelichtung mit einem Lichteffekt
Jetzt folgt meine Standart Hautretouche wie in Tutorial 1 beschrieben und das ist das Ergebnis
Ich möchte zeigen, dass wenn man die Regeln kennt, dann kann man auch gegen sie verstoßen und dadurch Neues kreieren.