MÜNCHEN. Die Energiequelle Erdgas oder Biogas nützt Volkswagen jetzt auch für die Mobilisierung seines kleinsten Vertreters. Anfang nächsten Jahres rollt der eco up! als zwei- und viertürige Version mit dem bekannten Dreizylinder-Einliter-Motor zu den Händlern.
KLAUS SCHUMACHER
Hilft das Erdgas innerhalb der Markenpalette schon Passat, Touran und Caddy auf die Sprünge, so ist nun der Winzling up! dran. Bevor im nächsten Jahr auch der neue Golf von dieser kostengünstigen Antriebsvariante profitieren wird.
Zur Information: ein Kilogramm Gas entspricht einer Energiemenge des Benzins von 1,5 Litern. So gesehen ist Erd- oder Biogas ein höchst effizienter Energieträger. In zwei Unterflurtanks werden beim eco up! elf Kilogramm Gas und in einem Benzintank elf Liter gebunkert. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 2,9 kg Gas für 100 Kilometer und der sich automatisch bei leeren Tanks zuschaltenden Benzinquelle kann ein Aktionsradius von rund 600 Kilometern erreicht werden. Bei lediglich 79 g/km emittiertem CO2. Damit ist der eco up! inklusive BlueMotion-Technologie und Start-Stopp-System der sparsamste Erdgas-PW weltweit.
Rein technisch waren ausser der sicheren Unterbringung der Gastanks auch Anpassungen des Dreizylinder-Saugers notwendig, weil Gas und Benzin nicht die gleichen Anforderungen an die Verbrennungsvorgänge aufweisen. Das führte zu einem Mehrgewicht von 90 kg gegenüber den anderen Versionen.
Volkswagen setzt neben Hybrid und Elektrik auch auf diese Art von Brückentechnologie, welche in diesem Fall den Ottomotor auch an das Erdgas (CNG = Compressed Natural Gas) bindet. Nicht zuletzt senkt es natürlich auch die Abgaswerte innerhalb der Flottenstrategie.
Die 68 PS auf die Vorderräder leitende Kraftquelle bringt in Verbindung mit dem manuellen Fünfganggetriebe die Autofahrerseele nicht eben in den Zustand der Verzückung. Mehr als 15 Sekunden vergehen, bis Tempo 100 erreicht wird. Allfällige Überholvorgänge wollen weitsichtig geplant sein. Am besten man verzichtet ganz darauf. Die Spitzengeschwindigkeit aber reicht dafür aus, auch auf hiesigen Autobahnen nach Tempokontrolle die Fahrerlaubnis einzubüssen. Auf das Manko an Spritzigkeit, welches beim reinen Benziner nicht vorhanden ist, räumten die verantwortlichen Ingenieure ein, dass es technisch kein Problem sei, auch eine temperamentvolle GTI-Version anzubieten. Aber der Preis?!
Wenn wir einmal ausser acht lassen, dass das Gas-Tankstellennetz in der Schweiz mit knapp 130 Einheiten (noch) nicht sonderlich dicht besetzt ist, so spielt der Anschaffungspreis eines eco up! doch eine wichtige Rolle. Der Anbieter propagiert zwar zu Recht die Umweltverträglichkeit seines kleinen Sprösslings, doch hat diese einen zu hohen Preis. Ein vergleichbares Modell des „normalen“ up! kostet 4000 Franken weniger, als die Benzin/Gas-Kombination ab 21450 Fr. und vermittelt erst noch deutlich mehr Fahrspass. Da muss man schon etliche Zehntausend Kilometer zurückgelegt haben, bis sich die dann allerdings stark zu Buche schlagenden Betriebskosten zu rechnen beginnen.
Die grüne Seele mag sich, sofern das Anschaffungsbudget es erlaubt, vor Umweltfreude auf die Schenkel klopfen. Doch im Segment der Kleinsten kommt es mit Sicherheit schon bei der Anschaffung auf ein paar Hunderter an. Vielleicht bringt es auch deshalb diese Antriebskombination beim Passat lediglich auf 2% der hiesigen Absatzzahlen, beim Touran auf deren 3 und beim leichten Nutzfahrzeug Caddy auch nur auf 4%. Unwidersprochen aber ist, dass die Erdgasreserven deutlich über jenen des Erdöls liegen und künstlich erzeugtes Biogas aus verschiedenen nachwachsenden Rohstoffen einem starken Support bildet.