Geschichte der Damenmode, News

Damenmode des 20. Jahrhundert – Die 1910er-Jahre – Zeit des Ersten Weltkrieges

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges verabschieden sich Extravaganz und Glamour und machen Platz für die nüchterne, zweckmässige Mode. Die Farben werden dunkler.

Laura Kipfer Damenmode 1910
Damenmode 1910 präsentiert von Laura Kipfer

Im Jahre 1910 wird in Frankreich der Verband des Pariser Schneiderhandwerks gegründet, dessen Aufgabe es ist, sich um Urheberrechte zu kümmern. Eine weitere bemerkenswerte Veränderung sind die kürzeren Röcke. Der Frau ist es nun erlaubt, etwas Bein oder vor allem Fuss zu zeigen. Die Röcke reichen allerdings immer noch knapp bis zum Knöchel und es müssen blickdichte Strümpfe getragen werden. Die Taille befindet sich etwa auf Hüfthöhe. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 verändert sich alles. Da viele Männer an der Front sind, müssen die Frauen zu Hause ihre Arbeit übernehmen. Sie sind nun alleine für Kinder, Haus und Arbeit verantwortlich. Einige von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft, der Industrie, als Briefträgerinnen oder bei der Eisenbahn, um trotzdem ein regelmässiges Einkommen zu behalten. Sie übernehmen in den meisten Fällen die Arbeit, welche zuvor ihr Mann ausgeführt hat, erhalten jedoch häufig nicht einmal die Hälfte des Lohnes, den er nach Hause gebracht hat. Die Begründung dafür ist, dass sie generell weniger belastbar und vor allem auch langsamer seien. Für diese Tätigkeiten erhalten die Frauen meistens eine Uniform, die jedoch selber bezahlt werden muss. Dennoch verändert sich auch die gesamte Freizeitkleidung. Schwere, einengende Kleider verschwinden und machen schlichteren, zweckmässigen Röcken, Blusen und Mänteln Platz. Obwohl die Mode schlichter wird, ist die weibliche Figur betont. Beliebte Kleidungsstücke sind die Kriegskrinoline und der lange glockenförmige Rock. Die fröhlichen Farben der Belle Epoque verschwinden. Schwarz und Grau stehen für die Einsamkeit, die Sorge und die Trauer, welche während des Krieges erlebt werden müssen. Dekolletee wird nicht gezeigt. Hohe, enge Stehkragen sorgen für eine aufrechte Haltung. Die Frauen wirken selbstbewusst und stark. Sie besuchen wieder häufiger die Kirche, um für die Rückkehr des Liebsten und ein gutes Kriegsende zu beten. Die Französin Colette gilt als geistiges Vorbild der Frauen dieser Zeit. Was die Mode angeht, orientieren sie sich an den beiden Theaterschauspielerinnen Eleonora Duse und Sarah Bernhardt. Die Haare werden hochgesteckt. So kommen sie bei all den Arbeiten, welche die Frau erledigen muss, nicht in die Quere. Bei Anlässen wie einer Geburtstagsfeier oder einem Besuch in der Kirche wird oft ein üppiger Hut aufgesetzt. Makeup wird während diesen Jahren nur sehr zurückhaltend verwendet, oft auch gar nicht.

GLOSSAR

Kriegskrinoline Unter diesem Begriff versteht man einen Rock, der von deutschen Modemachern erfunden wurde und unter dem mehrere Unterröcke getragen werden. Wegen der grossen Bewegungsfreiheit, die der Dame dadurch verliehen wird, war er beliebt.

Colette (1873-1954) Sidonie-Gabrielle Claudine Colette war eine erfolgreiche französische Schriftstellerin, welche sich mit ihren Tätigkeiten gar nicht nach den bürgerlichen Vorstellungen richtete. Sie trat freizügig auf die Bühne, trug Männerkleidung und küsste Frauen. Ihre niedergeschriebenen intimen Gedanken wurden zu Bestsellern.

Eleonora Duse (1858-1924) Die Italienerin war eine erfolgreiche Theaterschauspielerin. Mit ihren raffiniert gespielten Rollen gilt sie als wegweisend für das moderne Theater. Sie stellte oft starke Frauencharaktere dar.

Sarah Bernhardt (1844-1923) Marie Henriette Rosine Bernhardt war eine französische Schauspielerin. Gemeinsam mit Eleonora Duse gehörte sie zu den erfolgreichsten Theaterdarstellerinnen ihrer Zeit. Sie wurde unter anderem für ihre Darstellung von Männerrollen bewundert und verehrt.

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Laura Kipfer Damenmode 1910
Damenmode 1910 präsentiert von Laura Kipfer

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